"Viele Menschen halten Meditation für eine Methode, die es ermöglicht, den Druck der Umwelt oder des eigenen Geistes zu neutralisieren. Doch das trifft nicht ganz zu. Meditation bezweckt weder den Ausschluss noch die Abkapselung von der Umwelt. Vielmehr geht es darum, die Dinge klar zu sehen und zielgerichtet die Beziehung zu ihnen zu verändern."
Alte Weisheitslehren
Seit Jahrtausenden gehören in den meisten spirituellen Gemeinschaften und (indigenen) Kulturen weltweit meditative Praktiken zum Alltag.
Geistiges und physisches Wohlbefinden werden dort zusammengedacht.
Meditation wird für die innere Stabilität, die Stärkung der Gemeinschaft und die Erfahrung des Eingebundenseins im Kosmos als essenziell erachtet.
Insbesondere die Vipassana-Meditation ("Einsichtsmeditation") aus dem Buddhismus zog in den letzten Jahrzehnten das Interesse der Wissenschaft auf sich.
Wissenschaft
Hirnbiolog*innen, Psycholog*innen und Neurowissenschaftlicher*innen haben sich der Meditation als Forschungsfeld angenommen und viele bahnbrechende Erkenntnisse generiert- zum Beispiel, dass regelmäßiges Meditieren, besonders die Achtsamkeitsmeditation, die Strukturen im Gehirn nachweislich verändert.
Erkenntnisse
Somit konnte z.B. belegt werden, dass Meditieren den Hormonhaushalt reguliert, das Immunsystem stärkt- ja Körper und Geist als Ganzes positiv beeinflusst.
Sogar auf Zell- und Molekularebene zeigen sich diese positiven Effekte deutlich.
Um nur auf einen Bruchteil der bisher über 3000 wissenschaftlichen Studien zu Meditation kurz einzugehen:
Meditation erhöht die Dichte und Ausprägung der grauen Substanz im Gehirn. So führte 2011 an der Harvard University (USA) eine Gruppe von Neurowissenschaftler*innen unter der Leitung von Sara Lazar ein Experiment durch, bei dem Personen einem achtwöchigen Achtsamkeitskurs (MBSR nach Jon Kabat-Zinn) unterzogen wurden.
In diesem fanden regelmäßige, geführte Meditationen und Achtsamkeitsübungen für den Alltag statt. In den bildgebenden Verfahren (MRT) der untersuchten Kursteilnehmer*innen zeigte sich daraufhin eine deutliche Zunahme der grauen Substanz, welche als Teil des limbischen Systems für unsere Gedächtnis- und Lernprozesse, Emotionsregulation, und Selbstwahrnehmung verantwortlich ist.
In anderen Studien wurden vergrößerte Hippocampus und Frontallappen bei Langzeit-Meditierenden festgestellt. Regelmäßiges Meditieren erhöht nachweislich unsere Aufmerksamkeitskapazitäten und die Fähigkeit, sich zu fokussieren sowie insgesamt die psychomotorische Wachheit.
Die weltweit für wissenschaftliches Aufsehen erregende Untersuchung von 2016, mit tibetisch-buddhistischen Mönchen, unter der Führung des Neurowissenschaftlers Richard Davidson an der Universität von Wisconsin-Madison (USA) brachte hervor, dass bereits bei Meditationsanfängern die Gammaaktivität im Gehirn zunimmt. Die meisten Mönche in dieser Untersuchung waren aber Langzeit-Meditierende und zeigten eine noch größere, signifikante Zunahme von Gammaktivität. Gammawellen im Gehirn regulieren unsere Bewusstseins- und Wahrnehmungsprozesse.
Kurzum: Wenn wir meditieren, ändert sich unsere Neuroplastizität.
Gefühle, Aufmerksamkeit und Selbstwahrnehmung, auch Empathie, werden beim Meditieren trainiert.
Die Forschung belegt, dass Meditation unsere Selbstheilungskräfte stärkt.
Immer mehr Ärzt*innen und Therapeut*innen setzen auf Meditationspraktiken bei ihrer Patientenschaft, um u.a. stressbedingte Entzündungsreaktionen, Depressionen oder chronische Schmerzen zu behandeln.
Die Psychologin und Meditationswissenschaftlerin Britta Hölzel meint dazu:
"Mit der Meditation haben wir selbst die Möglichkeit, den Geist zu trainieren und unsere Gesundheit zu fördern."
Mit Hilfe von Meditation üben wir uns in Gelassenheit, Geduld, (Selbst-)Mitgefühl und schulen unsere Aufmerksamkeit.
Die MBSR Achtsamkeitsmeditationen im Besonderen sind so weit erforscht, dass mit ihnen stressbedingten Erkrankungen vorgebeugt und somit Leid aus Krankheit, Schmerzen und Lebenskrisen deutlich vermindert wird.
Anfangen, zu meditieren heißt ...
... mit dem bewussten Verweilen anfangen.
"Suche dir eine ruhige Ecke, wo du jeden Tag üben kannst. Es kann an jedem Ort sein, vorausgesetzt, dass du dort für den Verlauf deiner Sitzung ungestört bleiben kannst. Benutze einen Stuhl, ein Meditationskissen oder irgendeine andere Stütze, was immer dir am besten hilft, deine meditative Körperhaltung und deine Aufmerksamkeit beizubehalten (...)."
(aus: Jack Kornfield, Meditation für Anfänger, 2004)